Mein erstes Fußballspiel

"Langer Ball auf Rohde. Der lauert vor der gegnerischen Abwehr und spekuliert, dass der Ball durchkommt. Der Stürmer setzt in Ailton Manier zum Sprint an. Er braucht ein paar Meter, ist dann aber nicht mehr zu halten. Und tatsächlich, eines der gefühlt 93 Löchern auf dem Platz macht den Ball für den Verteidiger unkontrollierbar und Rohde, der darauf spekuliert hatte, hat nun den Ball. Auf dem Weg zum Tor knickt er noch drei Mal um aber steht nun im Eins-gegen Eins dem Torwart gegenüber. Die Zuschauer halten kurz den Atem an. Das Bier wird abgesetzt. DOCH WAS MACHT ROHDE DA!? Der Stürmer kann den Ball nicht kontrollieren. Stolpert ihn mit dem Außenriss am Torwart vorbei, trifft aber nur den Pfosten. Das war sie, die große Chance für das Debüt-Tor. Rohde hatte sich schon überlegt welchen Jubel er macht. Aber das war's. 45. Minute. Der Schiedsrichterassistent hebt in seinen Addiletten die Fahne. Wechsel. Rohde mit Rückennummer 2 verlässt unter Applaus der zahlreichen Zuschauer den Platz. 87 verlorene Laufduelle sprechen nicht gerade für den Neuzugang von Coffee Bay City." 

 

Natürlich muss der Text mit einem Augenzwinkern gelesen werden, aber ich bin mir sicher so oder so ähnlich war es und hätte bestimmt in einem Liveticker gestanden. Zugegeben es war ein sehr langer Weg bis zu dem Spiel, denn nicht alles lief bis hierhin glatt. Aber dazu später mehr. 

Was mache ich eigentlich nach der Arbeit in meiner Freizeit? Die Frage habe ich mir auch gestellt. Sicher, hier in Coffee Bay gibt es vieles was man machen kann, aber das Handballtraining am Nachmittag fehlt mir schon sehr. Das habe ich mir schon in Deutschland befürchtet. Nun ja, mit dem Handball wird es in Coffee Bay schwierig. Nicht nur die Tatsache, dass es hier keine Halle gibt,  sondern auch dass niemand hier Handball kennt. Aber vielleicht finde ich ja eine andere Möglichkeit. So kam es, dass wir (Hannes, mein WG-Partner und ich) in einem Backpackers (Hostel) von Fez (Trainer, Manager, Owner und Spieler von Coffee Bay City)  angesprochen wurden, ob wir Fußball spielen. "Die etlichen Male Fußball zum Aufwärmen beim Handball sollten reichen"- dachte ich mir und stimme zu. Fez war sehr froh, dass wir seinem Team beigetreten sind. Wir auch, denn wo lernt man schneller Leute kennen als beim Sport? 

Die erste Einladung zum Training kam prompt und so hieß es, dass wir eines Nachmittag um 16 Uhr beim Fußballplatz sein sollten. Der Fußballplatz (siehe Bild)  ist 5 Minuten Fußweg von unserer Bleibe entfernt. Die beiden Holztore sind ca. 50-60 Meter voneinander entfernt, wobei die rechte Seitenlinie 50 Meter und die linke 70 Meter lang ist. Das macht das Abschätzen und Einhalten der Postionen etwas schwierig. Vor den beiden Toren markiert eine Erdkuhle den Bereich des Keepers. Die Tor- und Seitenlinien wurden durch Sand und Erde sichtbar gemacht. Im Bereich des Mittelfelds überwiegt eine Erdschicht. Der Fußballplatz überzeugt mit der Lage und dem idyllischen Fluss der dort vorbei fließt. Nach einem Tor oder einem Torschuss wird nur leider manchmal der Ball dort versenkt, da keine Netze an den Toren sind. Auch die eine Ecke wurde von dem Fluss eingenommen und ist zum Teil mit Wasser überschwemmt. Angekommen an dem eben beschriebenen Platz guckten wir auf die Uhr. 15:55 Uhr. Pünktlich. Nur war außer uns und einer Kuh niemand da. Wir warteten noch eine halbe Stund, bis wir entschieden wieder nach Hause zu gehen. Wir hatten wohl irgendwas falsch verstanden. Vielleicht, dass 16 Uhr nicht 16 Uhr heißt. Mit der Pünktlichkeit wird hier nicht ganz so eng genommen. Oder wie man hier sagt: African-Time

Nachdem wir Fez kontaktiert haben stellte sich heraus, dass dort nicht nur CBC trainiert, sondern auch die gegnerischen Teams. CBC-Spieler seien nicht immer da und auch die Uhrzeit ist variabel. Aber Fez organisierte ein paar Trainingseinheiten am Strand und wir halfen mit ein paar Fußbällen und Markierungen aus, die wir bei uns im Haus hatten. Auch wenn am Anfang nur 3 oder 4 Leute kamen, etablierte es sich nach und nach. Es waren zwar nie alle da, aber es wurden mehr. 

Dann wurde es Ernst. Am Wochenende stand ein Spiel an. Die Liga besteht aus ca. 10 Mannschaften. 6 Mannschaften kommen aus Coffee Bay. 4 aus den benachbarten Dörfern. Gespielt werden wie bei uns auch zweimal 45 Minuten. Betreut wird das Spiel von einem

Schiedsrichter mit zwei Linienrichtern. Das Spiel Coffee Bay City gegen Manchester wurde für um 12 Uhr angesetzt. Treffen war um 11 Uhr und der Trainer verweist nochmal auf die Wichtigkeit des Spiels. Auch dieses Mal waren wir pünktlich. 11 zeigte die Uhr. Am Spieltag würde ja schon jemand pünktlich sein.  Zumindest unser Trainer, der ja persönlich noch geschrieben hatte, dass um 11 Uhr treffen war. Doch entgegen unserer Erwartungen war wieder keiner am Sportplatz. Wir warteten wieder und tatsächlich: unser Trainer kam. Aber er war nicht auf dem Weg zum Platz, sondern gerade auf dem Weg zum Backpackers. Dort arbeitet er. Er müsste dort noch seine Sportsachen holen, aber wir können Ihnen begleiten. Nach dem er nicht nur seine Sportsachen geholt hat, sondern auch noch genüsslich gefrühstückt hatte ging es dann wieder Richtung Sportplatz. Mittlerweile war es 20 vor 12 Uhr. Auf dem Weg hatte Fez noch ein paar Spieler anrufen und festgestellt, dass irgendwie doch noch nicht so viele da sind. Auch derjenige der die Trikots hat. Auch Schiedsrichter und Bälle sind noch nicht da.

12:20 Uhr  das Spiel sollte schon 20 Minuten laufen. Schiedsrichter und Trikots sind inzwischen da, aber Bälle noch nicht. Hannes und ich habe dann angeboten Bälle von uns zu holen. 12:45 Uhr: Jetzt waren auch Bälle da. Es wurde sich umgezogen. Es folgte das Warm-up, das aus Bällen hin und her passen bestand. 13 Uhr die Partie wird mit einer Stunde Verspätung oder nach African-Time eben genau pünktlich angepfiffen. Ich startete als Stürmer. Hannes als linker Außenverteidiger. Der Rest ist bekannt. Das Spiel haben wir 4:0 gewonnen. Und es hat wirklich Spaß gemacht. Es waren ungewohnte Umstände und andere Verhältnisse. Aber am Ende war es ein Fußballspiel bei den 22 Spieler dem Ball hinterherlaufen und versuchen ein Tor zu schießen. Und eines bleibt immer gleich:  Sport verbindet. Egal wie. Egal wo. Egal wen. 

 

 

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